D 2024
5 x 20 min
miniserie

📺 24.5.24 ard mediathek
📺 24.5.24 22h30 ONE
📺 26.6.24 23h30 NDR

BRÜT in der ard mediathek streamen

NDR Website
eine serie von
Marian Freistühler & Oliver Bassemir


mit
Helge Mark Lodder
Sebastian Schneider
Carlo Ljubek
Noah Karayar
Angela Roy
Kirsten Block
Dietrich Mattausch
Jan-Peter Kampwirth
uvm
BRÜT

Ivo, 21, hat in einem Stadtwald einen wundersamen Pilz entdeckt. Aus ihm stellt er einen Stoff her, der unendliche Klarheit bei maximaler Ekstase verheißt. Ivos Vater, der sich durch Experimente an demselben Pilz versehentlich in einen 12-Jährigen verjüngt hat, arbeitet derweil mit Hochdruck am Älterwerden. Doch dann taucht Samuel auf, ein junger Industrieerbe mit Idealen, der den Wald für ein Neubaugebiet roden will. Und Ivo verknallt sich in ihn. Überschattet wird die turbulente Romanze von einer schrägen Drogenfamilie, die in dem Pilz den großen Coup wittert. Doch der Pilz macht sein Ding.



(c) Boris Laewen

Bildgestaltung / DOP
Agnesh Pakozdi

Editoren
Moritz Geiser
Patrick Wallochny

Szenenbild
Florence Schreiber

Kostümbild
Lara Kainz
Vera Holthaus
Ton
Sebastian Dieterle

Sound Design
Arvid König

Musik
Banu Şengül

Farbkorrektur
Ronney Afortu
Casting Director
Deborah Congia

Maskenbild 
Katrin Loeffler, Lisa Neumann

Titelsequenz
Stephan Knauss

Titeldesign
Hari Klein




BRÜT Soundtrack






Komm und verlieb dich in mich
Luis Ake

Jedes Wort ist Zucker
Die Heiterkeit

Unterholz
Honigkater

Qualle
Dunya

You Know Better
Ella Zwietnig

Synchronize
Stefanie Schrank

Neon Woods
Tara Nome Doyle




NDR-Interview mit Marian Freistühler & Oliver Bassemir

Was bedeutet der Titel „Brüt“? Habt ihr gemeinsam etwas ausgebrütet?

Marian Freistühler
: Wir lieben die Assoziationen, die der Filmtitel weckt. Er lässt sich verschieden deuten, aber es gibt keine einzig richtige oder falsche Lesart. Der Titel wirkt vertraut und dennoch leicht verschoben. Irgendetwas stimmt nicht. Das mögen wir sehr daran.

Was hat Euch bewogen, an der „Nordlichter“-Ausschreibung teilzunehmen?

Oliver Bassemir:
Es hat uns gereizt, dass es zum ersten Mal in der Geschichte der „Nordlichter“ keine Genre-Vorgabe gegeben hat. Wir waren nicht von Anfang an darauf festgelegt, Crime oder Mystery oder eine Lovestory zu schreiben. Und wir konnten uns so einfach die Freiheit nehmen, eine wuchernde und ausufernde Geschichte zu erzählen, die Elemente aus Crime und Mystery und Comedy aufgreift und miteinander verbindet.

Marian Freistühler: Wir haben erst spät den Fokus auf die Liebesgeschichte gelegt, weil wir gemerkt haben, wie wichtig sie als erzählerischer Motor geworden war. Im Schnitt haben wir ein paar Abschweifungen herausgenommen und einige Volten eliminiert, die den Fluss der Serie leider zu sehr gestört hätten. Es hat Spaß gemacht, dem Ablauf zuzuschauen, der sich dann ergab.

Welche Bedeutung hat der Schauplatz Hamburg-Wilhelmsburg für Eure Serie?

Oliver Bassemir:
Ich habe lange in Wilhelmsburg gelebt. Auch Marian kennt den Stadtteil gut, weil er gegenüber wohnt. Dieser Ort ist mit Geschichte immer wieder neu überschrieben worden. Er hat verschiedene Migrationsbewegungen und eine wilde Industrialisierung erlebt. Heute ist Wilhelmsburg von Wohnungsmangel und der Suche nach kreativen Nischen geprägt, aber das Alte ist noch nicht abgeschlossen, sondern hier laufen die Fabriken noch. Die Dichte an Geschichten pro 100 Meter Laufstrecke ist auf der Elbinsel so hoch wie sonst nirgends in Hamburg. Es fasziniert uns, dass in Wilhelmsburg viele Dinge gleichzeitig und nebeneinander stattfinden können. Aus genau diesem Ort heraus wollten wir die Serie entwickeln.

Marian Freistühler: Was Wilhelmsburg ausmacht, sind das krasse Nebeneinander verschiedener Räume und die Bruchkanten dazwischen. Die Kuhweide, die an die Autobahn grenzt, die Hochhäuser neben dem Wald, die alte Windmühle am Kanal, der Hafen hinterm Deich. Das sind alles auch erzählerische Räume. Wir haben schließlich den Wilden Wald ins narrative Zentrum unserer Geschichte gestellt, dieses zehn Hektar große Areal mitten in der Stadt, in dem es zu zeitgenössischen Konflikten und Widersprüchen kommt. Es stimmt wirklich, dass er gerodet und bebaut werden soll. Dieser Wald war unsere Essenz. Von hier aus sind wir losgezogen und haben die Geschichte weiter verzweigt.

Im Wald wächst ein wundersamer Pilz, aus dem Euer Serienheld Ivo eine Art Droge herstellt. Sein Vater hat den Pilz und seine Kraft entdeckt und sich beim Ausprobieren damit verjüngt. Er lebt im Körper seines 12-jährigen Ichs. Erzählt ihr eine märchenhafte Geschichte?

Marian Freistühler:
Die Serie versucht ja nicht, ein realistisches Bild von Wilhelmsburg zu zeichnen. Wilhelmsburg ist für uns ein Ort, in dem eine andere Realität, andere Erzählungen möglich erscheinen. Sie gehorcht dem Grundsatz, dass die absurdesten Dinge mit einer totalen Selbstverständlichkeit passieren. Dass Ivos Vater sich verjüngt, nachdem er vom Pilz gekostet hat, ist halt so. Niemand bauscht es zu einem großen Problem auf.

Oliver Bassemir: Es war uns wichtig, eine queere Geschichte zu erzählen, nicht im Sinne von „Oh, wir erzählen eine schwule Lovestory“. Vielmehr geht es um einen queeren Blick auf die Welt, darum, das Sosein der Dinge als queer zu begreifen.

Marian Freistühler: Der Pilz ist in unserer Serie auch deshalb ein queeres Instrument, weil er körperliche Veränderungen und Transformationsprozesse möglich macht. Und vermeintliche Selbstverständlichkeiten in Frage stellt.

Oliver Bassemir: Für uns ist der Pilz auch ein Medium, das die einzelnen Serienfiguren wie in einem Ökosystem miteinander vernetzt. Er stiftet Zusammenhalt unter den Menschen über Generationen hinweg, die völlig unterschiedlichen Familienentwürfen anhängen. Diese Prämisse der Pilzigkeit haben von Anfang an alle verstanden. Und vielleicht hat er ja auch bei den Dreharbeiten seine Wirkung entfaltet: Jedenfalls war es ganz natürlich, dass junge Talente wie Helge Mark Lodder oder Sebastian Schneider mit erfahrenen Schauspieler*innen wie Angela Roy oder Dietrich Mattausch zusammenspielen, Seite an Seite.

Wie habt Ihr Euren Hauptdarsteller Helge Mark Lodder entdeckt?

Oliver Bassemir:
Es lagen bereits viele Castings mit potenziellen Ivos hinter uns, alle Kandidaten waren auf ihre Weise gut, aber immer fehlte uns noch irgendetwas, ohne dass wir genau beschreiben konnten, wonach wir suchten. Da ist uns eines Nachts Helge untergekommen, als wir uns wieder mit geröteten Augen durch die Casting-Seiten im Internet geklickt haben. Zuerst hatten wir Helge für eine kleine Nebenrolle vorgesehen. Doch dann dachten wir, okay, da ist das Besondere, was wir gesucht hatten, wir sollten ihn unbedingt zum Konstellationscasting mit Sebastian Schneider einladen. Und was da im Raum passierte zwischen den beiden, das hat uns glatt von den Socken gehauen.

Marian Freistühler: Helge entsprach nicht gerade dem vagen Bild von Ivo, das ich beim Schreiben vor Augen hatte. Aber es war spannend zu sehen, was seine Besetzung für Potenziale bergen würde. Eines war klar, mit ihm würde sich ein bisschen der Ton der Serie ändern. Neue Dinge wären jetzt möglich, andere nicht mehr. Seine Besetzung hat dann sehr auf unser Konto eingezahlt, dass wir viel Spielfreude versprühen, dass wir campy sind. Er hat es großartig gemacht!

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